"Ohne deine Hilfe hätte ich das nicht geschafft!" Solche Sätze treiben Benthe Müller an. Sie hört sie zum Beispiel, wenn sie ein Leben wieder in geregelte Bahnen gelenkt, vielleicht sogar gerettet hat. Als Streetworkerin der Organisation Off Road Kids kümmert sie sich um Straßenkinder in Hamburg. "Menschen zu unterstützen, die nicht auf der Sonnenseite stehen, hat mich schon immer angespornt", sagt sie.
(Bild: zweite von links Benthe Müller)

" Off Road Kids" für Straßenkinder

In Hamburg gibt es diese Anlaufstelle für Straßenkinder seit Mitte 2005. Die Streetwork-Station Hamburg, an der Koppel 65 in der Nähe vom Hauptbahnhof ansässig, hilft Jugendlichen, einen Ausweg aus Drogenabhängigkeit, Prostitution und Obdachlosigkeit zu finden.

Kurzfristig konnten wir bereits helfen: In dem kleinen Büro in St. Georg besteht die Möglichkeit für die jungen Besucher, in Ausnahmefällen und nach Absprache, zu duschen und die Wäsche zu waschen. Dieser Bereich musste dringend saniert werden und die Kosten von 2.700 € hat der Kulturbüdel übernommenFrau Müller war so freundlich, uns die Umbauphase in Bildern fest zu halten.

(vorher) Der tiefe Einstig der Wanne bereitete Probleme beim Einstieg und der Reinigung. Es gab nur einen eher unhygienischen Duschvorhang.

Demontage, Erneuerung der
L
eitungen und Duschwanne

(nachher) Neue Duschwanne, feste Duschabtrennung zzgl. Konstruktion 


Mehr als 4.000 Straßenkids gerettet


Wir freuen uns über den Erfolg und unterstützen die wertvolle Arbeit der Off Road Kids Streetwork Station in Hamburg mit einem Betrag von € 22.200.

Nicht nur Grund zur Freude: Die Streetworker von Off Road Kids haben seit 1993 weit mehr als 4.000 Straßenkindern, Ausreißern und jungen Obdachlosen in Deutschland dabei geholfen, neue, dauerhaft tragfähige Zukunftsperspektiven zu finden. 2016 wird erneut ein trauriges Rekordjahr. Schon 2015 schnellte die Anzahl insgesamt erfolgreich vermittelten jungen obdachlosen Menschen in Deutschland auf den Allzeitrekord von 424 Kids.

Dieser Rekord wurde von den Streetworkern in 2016 bereits im September eingestellt. Aktuell geht die Off Road Kids Stiftung von einer Steigerung um etwa 20 Prozent (!) gegenüber 2015 aus. Die Streetworker rechnen mit 500 vermittelten Straßenkindern und jungen Obdachlosen in 2016. Hintergründe dazu: http://bit.ly/2d5IMlF 

Jugendliche brauchen oft Unterstützung über das 18. Lebensjahr hinaus

Ein besonderes Problem zeigt sich schließlich, wenn die Jugendlichen volljährig werden. Viele von ihnen wachsen in der Obhut der Jugendhilfe – beispielsweise in einem Heim – auf und werden mit Beginn ihres 18. Lebensjahres in die formalrechtliche Selbständigkeit und somit auch in eine eigene Wohnung entlassen, die vom Jobcenter finanziert wird. Aus Sicht der Jugendlichen ist dies zwar zunächst verlockend, aber häufig zeigt sich, dass sie einfach noch nicht die persönliche Reife haben, um mit dieser neuen Freiheit zurechtzukommen. Sie geraten dann oft in finanzielle Schwierigkeiten, Alkohol- und Drogenprobleme und driften ab in die „falschen Kreise“. Dies blockiert auch eine erfolgversprechende Schul- und Berufsausbildung der Jugendlichen sowie ihre gesamte weitere Entwicklung. Mit anderen Worten: Ausgerechnet die jungen Menschen, die eine besonders schwere Kindheit und Jugend hinter sich haben, werden ausgerechnet in einer Lebensphase, in der sie für negative Einflüsse besonders anfällig sind, aus dem Jugendhilfesystem herausgedrängt und den neuen Anforderungen von „Erwachsenenwelt“, Bildung und Arbeitsmarkt ausgesetzt. Deshalb ist hier die Gefahr des Scheiterns besonders groß. Besser wäre es also, diesen jungen Menschen – durch eine längere sozialpädagogische Begleitung und Betreuung – die nötige Stabilität zu bieten, um sich gesund zu entwickeln und sich auf ihren schulischen und beruflichen Werdegang zu konzentrieren. „Laut deutschem Kinder- und Jugendhilfegesetz ist dies bereits heute möglich, wird aber in der Praxis zu selten angewandt, weil dies von den Kommunen finanziert werden muss, die ja unter hohem Kostendruck stehen. Deshalb muss dringend bei der anstehenden Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen sichergestellt werden, dass die Städte und Gemeinden hierfür künftig das nötige Geld bekommen“, so Markus Seidel von der Kinderhilfsorganisation Off Road Kids.

Straßenkinder und junge Obdachlose

Bis zu 2500 minderjährige Ausreißer ab 12 Jahren geraten in Deutschland jährlich auf die Straße. Etwa dreihundert davon trifft das Schicksal hart: Sie werden zu Straßenkindern. Die Zahl der jungen Volljährigen im Obdachlosenmilieu liegt um ein Vielfaches höher. Sie alle flüchten vor Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch und müssen ihr Überleben mit Bettelei, Prostitution oder Kleindiebstahl sichern. Dennoch: Sie träumen von Geborgenheit und wollen nicht dauerhaft auf der Straße leben. Sie sind häufig unauffällig, stammen aus allen Gesellschaftsschichten, finden sich nicht nur bei bunthaarigen Punks und möchten wieder zur Schule gehen oder eine Ausbildung beginnen. Meist haben sie sensible Charakterzüge. Viele kommen aus ländlichen Gebieten und suchen ihr Glück in der Anonymität der Großstädte. 

Über Off Road Kids

Seit 1994 ist Off Road Kids die einzige Hilfsorganisation für Straßenkinder in Deutschland, die überregional tätig ist. Ohne staatliche Zuschüsse betreibt die Off Road Kids Stiftung eigene Streetwork-Stationen in Berlin, Dortmund, Hamburg und Köln sowie eine Elternberatungshotline, ein Kinderheim und das Institut für Pädagogikmanagement (IfPM). Grundsätzliche Zielsetzung: Die bestmögliche Perspektive für jeden betreuten jungen Menschen. Das gelang den Streetworkern mittlerweile mehr als 3.500-mal erfolgreich. www.offroadkids.de